Schillernde Begriffe
Eine zentrale Forderung an die Betreiber dieser Plattformen ist, dass sie Daten offen, kostenlos, wiederverwertbar und möglichst langfristig zugänglich machen. Die SAGW lud am 2. November zu einer Tagung ein, an der Akteurinnen und Akteure, die am digitalen Wandel der Geisteswissenschaften in der Schweiz arbeiten, Fragen rund um Open und FAIR Data diskutierten. FAIR, GDPR, PID, DOI, ARK, RDF, CC-BY und API – die digitale Welt ist voller Abkürzungen. Doch auch, wenn man die Begriffe ausschreibt, besteht für den Geisteswissenschaftler, der sich nicht jeden Tag mit Binärziffern auseinandersetzt, weiter Klärungsbedarf. Kurz: Es geht um Dinge wie Grundsätze fürs Datenmanagement, langfristige und eindeutige Identifikatoren, standardisierte Metadaten, Lizenzen und Programmierschnittstellen.
Geisteswissenschaften des 21. Jahrhunderts
Die Tagung zeigte indes, dass die Herausforderungen nicht nur darin bestehen, möglichst breit akzeptierte technische und rechtliche Standards im Datenmanagement zu finden. Es gibt eine ganze Reihe zusätzlicher Aspekte, die nach weiterer Diskussion und Kooperation verlangen. So war an der Tagung etwa die institutionelle Verortung digitaler Initiativen und Forschungsplattformen ein Thema. „Wir sind daran, die Geisteswissenschaften des 21. Jahrhunderts zu bauen. Und diese spielen sich nicht in den alten institutionellen Grenzen ab“, sagte Gerhard Lauer vom Digital Humanities Lab der Universität Basel in einer Podiumsdiskussion, welche die Tagung abschloss. Doch noch längst nicht jeder Archäologe, Sprachforscher oder Historiker verfügt über das nötige Know-how, zunehmend frei verfügbare und qualitativ hochstehende Daten für seine Forschung auch wirklich fruchtbar zu machen, und umgekehrt hat nicht jeder Datenkurator das nötige Kontextwissen, relevante Datenkorpora auszuwählen und diese klug zu befragen. Hier gilt es noch viel Basis- und Übersetzungsarbeit zu leisten, wie auch Lukas Rosenthaler, ebenfalls vom Basler DH Lab, in einem Votum betonte.
Förderung der Open Science Community
Die Open Science fordern nicht nur die einzelnen Forscher und die Fakultäten heraus, sondern auch die Förderinstitutionen. Braucht die geisteswissenschaftliche Open Science Community in der Schweiz eine zentrale Koordination und Governance? Und wer bestimmt in Zeiten, in denen interdisziplinäre Kooperationsprojekte und vielleicht tatsächlich auch neue, von Daten mitgetriebene Forschungsfragen institutionelle Grenzen zusehends verschwimmen lassen, eigentlich was fördernswerte Forschung ist? „Wir befinden uns zurzeit in einer Situation der Unordnung und der Entropie“, sagte Aysim Yilmaz, Leiterin der Abteilung für Biologie und Medizin des Schweizerischen Nationalfonds. Es sei nicht mehr so klar, welche Förderinstrumente, wo zum Tragen kämen, meinte auch Gabi Schneider, Projektleiterin im Programm „Wissenschaftliche Informationen“ bei Swissuniversities.
Das Tagungsprogramm und weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.sagw.ch/de/sagw/veranstaltungen/vst-2018-sagw/opendata.html
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