Marc Bühlmann, Anja Heidelberger und Hans-Peter Schaub, Année Politique Suisse
Die Konkordanz befinde sich in einer Krise - darüber scheint in Öffentlichkeit, Medien und Wissenschaft Einigkeit zu herrschen. Doch lässt sich dieser Befund auch empirisch belegen, wenn auf das Parlament als Arena zur Schaffung von Konkordanz geschaut wird? Dieser Frage widmet sich ein neues Buch von Année Politique Suisse.
Das Buch sucht Antworten auf diese Fragen mit einer Analyse des parlamentarischen Entscheidungsprozesses. Der Begriff «Konkordanz» wird häufig nur mit dem Bundesrat in Verbindung gebracht, aber es ist ebenso sehr das Parlament, das unterschiedliche Interessen einbindet, Kompromisse schmiedet und mehr oder weniger einvernehmliche Entscheide fällt.
Die Konkordanz befinde sich in einer Krise - darüber scheint in Öffentlichkeit, Medien und Wissenschaft Einigkeit zu herrschen. Doch lässt sich dieser Befund auch empirisch belegen, wenn auf das Parlament als Arena zur Schaffung von Konkordanz geschaut wird? Dieser Frage widmet sich ein neues Buch von Année Politique Suisse.
Konkordanz
Konkordanz gilt als zentrales Element der Konsensdemokratie, die im Gegensatz zur Mehrheitsdemokratie nicht versucht, für politische Entscheide einfache Mehrheiten zu finden, sondern möglichst viele Interessen einzubinden. Ziel von Konkordanz ist eine einvernehmliche Lösung, die von allen wichtigen Kräften mitgetragen wird. Erreicht die Schweiz dieses Ziel heute noch? Und was ist überhaupt unter «wichtigen Kräften», unter «einvernehmlichen Lösungen» und unter «Einbindung» zu verstehen?Das Buch sucht Antworten auf diese Fragen mit einer Analyse des parlamentarischen Entscheidungsprozesses. Der Begriff «Konkordanz» wird häufig nur mit dem Bundesrat in Verbindung gebracht, aber es ist ebenso sehr das Parlament, das unterschiedliche Interessen einbindet, Kompromisse schmiedet und mehr oder weniger einvernehmliche Entscheide fällt.
Herausgeforderte Konkordanz
Konkordanz musste sich in den letzten Jahrzehnten insbesondere drei Herausforderungen stellen:- Erstens führt die zunehmende Individualisierung zu einer Diversifikation von Interessen, einer Zunahme politisch relevanter Akteure und einer erhöhten Volatilität der Wählenden, also zu mehr potenziell wichtigen Kräften.
- Hinzu kommt zweitens eine zunehmende Polarisierung. Der verschärfte Wettbewerb um Stimmen setzt zentrifugale Kräfte frei und lässt Parteien, die Wählerinnen und Wähler an den Rändern des politischen Spektrums suchen, auseinanderdriften. Parteien versuchen zudem, möglichst geschlossen aufzutreten, was eine gemeinsame, parteiübergreifende Lösungsfindung erschweren dürfte.
- Drittens wirkt sich die zunehmende Mediatisierung der Politik auf Konkordanz aus. Im Kampf um begrenzte Aufmerksamkeit arbeiten Medien zunehmend mit Personalisierung und Skandalisierung. Parteien, die im Gespräch bleiben wollen, nutzen entsprechende Taktiken. Konkordantes Verhalten bietet nun aber nur geringes Profilierungspotenzial: Es ist medienwirksamer, sich deutlich zu positionieren, statt Kompromissbereitschaft zu zeigen.
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