Viele Wege für die Umsetzung von Open Access

Dr. Beat Immenhauser, Projekt «Open Access»

Am 26. Oktober 2018 luden swissuniversities und die Universität Lausanne zur ersten nationalen Open Access-Konferenz ein, an der nach zwei Jahren der Strategieentwicklung nun die Umsetzung des freien Zugangs zu wissenschaftlichen Publikationen zur Debatte stand. Sowohl Michael Hengartner von swissuniversities als auch Mauro dell’Ambrogio des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation sowie Rafael Ball der ETH-Bibliothek betonten, dass es nicht nur einen Weg zum Open Access geben kann. In der Schweiz ist es zielführender, die Umsetzung des freien Zugangs nicht top down durchzusetzen, sondern unter Berücksichtigung disziplinärer und institutioneller Eigenheiten, jedoch nicht ohne gemeinsame gegenseitige Kenntnisnahme und Koordination.

Umstrittener Plan S
Diese deutlichen Statements für die bisherige nationale Open Access-Strategie, die durch die SAGW geteilt wird, ist auch vor dem Hintergrund des gegenwärtig intensiv diskutierten so genannten Plan S zu sehen, den dreizehn europäische Forschungsorganisationen lancierten und dessen ‘S’ vor allem für Speed steht. Geschwindigkeit soll durch einen radikalen Umbau des wissenschaftlichen Publikationssystems erreicht werden, indem künftig auf die Veröffentlichung von Artikeln in subskriptionsbasierten Periodika verzichtet wird und indem keine Embargo-Fristen bei Green Open Access-Modellen mehr akzeptiert werden. Der SNF unterstützt prinzipiell die Idee des Plan S, will aber wegen der fehlenden Kompatibilität mit der nationalen Open Access-Strategie (noch) nicht unterzeichnen.

Open-Access-Strategie der SAGW

Die SAGW verfolgt weiterhin ihre Open Access-Strategie, die ebenfalls auf einen Mix an Green und Gold Open Access-Modellen beruht und den freien Zugang auf ganz verschiedenen Wegen erreichen will: mit den Fachgesellschaften, mit Schweizer Wissenschaftsverlagen, mit universitären Publikationsplattformen oder mit internationalen Open Access-Verlagen. Klar ist, dass die Article Processing Charges, die APCs, kein in den Geistes- und Sozialwissenschaften akzeptierter Finanzierungsmodus darstellen, sondern dass die Akademie an den Modellen «institutions pays», so genannter Platinum oder Diamond Open Access, und «society pays», was dem Subskriptionsmodell entspricht, festhält.

Förderinstrument für Open-Access-Periodika einrichten

Letzteres ist im Unterschied zu anderen Fachgebieten nicht ein Widerspruch zum freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen zu sehen: 15 der 80 durch die SAGW subventionierten geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachzeitschriften finanzieren sich über Abonnementsbeiträge sowie über eine SAGW-Subvention und sind dennoch im Gold Open Access zugänglich. Der Platinum Open Access wurde denn auch an der Tagung als mögliche Alternative zum APC-Modell genannt: Adriano Aguzzi, Editor-in-Chief des Swiss Medical Weekly, schlug dem SNF vor, nicht die Autorinnen und Autoren mit APCs auszustatten, sondern vielmehr ein Förderinstrument für Open-Access-Periodika einzurichten – so wie es die SAGW für ihre Mitgliedgesellschaften schon seit vielen Jahren anbietet.

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