Dr. Franca Siegfried Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
„Die Kunst
ist nicht Religionsersatz, sondern Religion (im Sinne des Wortes „Rückbindung“,
„Bindung“ an das nicht Erkennbare, Übervernünftige, Über-Seiende). Das heißt
nicht, dass die Kunst der Kirche ähnlich wurde und ihre Funktion übernahm (die
Erziehung, Bildung, Deutung und Sinngebung). Sondern weil die Kirche als
Mittel, Transzendenz erfahrbar zu machen und Religion zu verwirklichen, nicht
mehr ausreicht, ist die Kunst, als verändertes Mittel, einzige Vollzieherin der
Religion, das heißt Religion selbst“, schreibt der Deutsche Professor für
Malerei Gerhard Richter im Jahr 1965. Könnten Richters Gedanken eine Debatte
auslösen, wenn man den Museumsboom in der Schweiz mit den leeren Kirchen in
Bezug setzt?
Im Dienste der Gesellschaft
Rund drei
Viertel der Schweizer Bevölkerung hat innerhalb eines Jahres, ein Museum, eine
Ausstellung oder eine Galerie besucht. Beliebte Ziele sind aber auch Denkmäler,
historische oder archäologische Stätte (70 Prozent). Auf dem dritten Platz der
Beliebtheitsliste des kulturellen Lebens steht das Kino (66 Prozent). Kurzum
Museumsbesuche sind eine kulturelle Lieblingsbeschäftigung der Schweizer.
Erstmals haben das Bundesamt für Statistik das Kulturverhalten der Bevölkerung (2014)
und eine entsprechende Museumsstatistik (2015) in der Publikation
„Museumslandschaft“ zusammengestellt.
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kultur-medien-informationsgesellschaft-sport/kultur/museen.assetdetail.2262605.html
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kultur-medien-informationsgesellschaft-sport/kultur/museen.assetdetail.2262605.html
Massgeblich tragen mit „Archäologie Schweiz“ (http://www.archaeologie-schweiz.ch/UEBER-UNS.5.0.html
), der „Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte“ (https://www.gsk.ch/de ), dem „Schweizerischen
Institut für Kunstwissenschaft“ (http://www.sik-isea.ch/de-ch/
), dem „Verband der Museen der Schweiz“ (http://www.museums.ch/) und die „Vereinigung
der Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker in der Schweiz“ (http://www.vkks.ch/ ) Fachgesellschaften der
SAGW zum breiten Angebot bei. Eine gute Übersicht und weiterführende
Informationen finden sich auf dem Fachportal http://www.sciences-arts.ch/.
Was ist ein Museum?
In der Publikation „Museumslandschaft“ ist auch diese Frage beantwortet: Gemäss dem Internationalen Museumsrat (ICOM) ist ein Museum «eine gemeinnützige, auf Dauer angelegte, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zum Zwecke des Studiums, der Bildung und des Erlebens materielle und immaterielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt» (Statuten des ICOM, Artikel 3, Abschnitt 1). Verschiedene Einrichtungen mit Museumscharakter werden in der Erhebung nicht berücksichtigt, darunter Ausstellungsorte ohne Sammlungen, Sammlungen ohne Ausstellungsraum, Zoos und botanische Gärten sowie Archive und Bibliotheken, die einen Teil ihres Bestandes in ihren Räumen ausstellen.“ http://www.museums.ch/service/icom/
In der Publikation „Museumslandschaft“ ist auch diese Frage beantwortet: Gemäss dem Internationalen Museumsrat (ICOM) ist ein Museum «eine gemeinnützige, auf Dauer angelegte, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zum Zwecke des Studiums, der Bildung und des Erlebens materielle und immaterielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt» (Statuten des ICOM, Artikel 3, Abschnitt 1). Verschiedene Einrichtungen mit Museumscharakter werden in der Erhebung nicht berücksichtigt, darunter Ausstellungsorte ohne Sammlungen, Sammlungen ohne Ausstellungsraum, Zoos und botanische Gärten sowie Archive und Bibliotheken, die einen Teil ihres Bestandes in ihren Räumen ausstellen.“ http://www.museums.ch/service/icom/
Kunst im Park
Das meist
besuchte Kunstmuseum in der Schweiz beschenkt sich zum 20-Jahrjubiläum mit
einem Erweiterungsbau: Der Schweizer Architekt Peter Zumthor erweitert die
Fondation Beyeler mit Glaspavillon und Stampfbetonbau. Für den Neubau hat die
Fondation den benachbarten Iselin-Weber-Park erworben – eine Idylle mit
Seerosenteich und altem Baumbestand. Die Beyeler Fondation ist ein grossartiges
Museum eingebettet in einer Parklandschaft, darum fahren im Schnitt 350’000
Menschen pro Jahr nach Riehen – der Museumsboom ist ungebrochen.
Kunst in der Stadt
Auch das
Zürcher Kunsthaus ist auf Expansionskurs, die Ausstellungsfläche wird um 80
Prozent erweitert: Sir David Chipperfield baut am Heimplatz einen
„Kunst-Tresor“, der in drei Jahren fertig sein soll. Auf 23’300 Quadratmetern
werden die klassische Moderne, Gegenwartskunst und Wechselausstellung
präsentiert. Café, Buchladen wie auch der Bereich für die Kasse sind Teil der
öffentlich zugänglichen Räume.
Konkurrenz auf dem Museumsmarkt
Besonders Eltern gehen mit ihren Kindern häufig ins Museum, so die Schweizer Museumsstatistik. Das bedeutet jedoch nicht, dass bei ihnen nur Kunstausstellungen auf dem Programm stehen. Gemäss Statistik sind naturwissenschaftliche Museen teilweise sogar noch beliebter.
Besonders Eltern gehen mit ihren Kindern häufig ins Museum, so die Schweizer Museumsstatistik. Das bedeutet jedoch nicht, dass bei ihnen nur Kunstausstellungen auf dem Programm stehen. Gemäss Statistik sind naturwissenschaftliche Museen teilweise sogar noch beliebter.
Kunstgenuss ohne Barrieren
Museen sind
gemäss dem internationalen Museumsrat, eine gemeinnützige, auf Dauer angelegte,
der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und
ihrer Entwicklung. Darum hat der Verband der Museen Schweiz (VMS) jetzt eine
Broschüre herausgegeben: Barrierefreie Museen. Die öffentlichen Einrichtungen
im Dienst der Gesellschaft sollen sich für die Bedürfnisse der Menschen mit
Behinderungen sensibilisieren – 14 Prozent der Bevölkerung muss mit einer
Behinderung leben. Barrierefreie Museen ermöglichen allen Menschen
gleichberechtigt und selbstverständlich am kulturellen Leben teilzunehmen.
Museumsfachleute im Austausch
Lange
Öffnungszeiten, Museumsnächte, häufige Wechselausstellungen, das sind alles
Faktoren welche Museen attraktiv machen. Die ständig wachsenden Erwartungen an die
Institutionen sind auch Gegenstand des Jahreskongresses der Schweizer Museen.
Besonders gross ist für sie die Organisation der Wechselausstellungen als
Unique Selling Point. Diese Ausstellungen müssen wissenschaftlich, in der
Thematik auch populär sein, neuste Technologien für die Präsentation nutzen und
als Marketinginstrument die Institution nachhaltig in das Freizeitverhalten der
Bevölkerung verankern. Am 24. und 25. August werden sich die Museumsfachleute
in Aarau treffen. Ob auch über Religionsersatz nach Gerhard Richter in der
Tagung debattiert wird, ist aus dem Programm nicht ersichtlich. http://www.museums.ch/bildung/tagungen/kongress.html
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