Dr. Franca Siegfried Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
Mitte Februar liegt Liebe in der Luft. Die wahre Geschichte des Liebeslebens
der Deutschen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann machte am Sonntag den Auftakt
im NZZ-Magazin „Gesellschaft“. Zu ihren vielen Beziehungen gehörte etwa auch
Max Frisch. 1958 zog sie zu ihm nach Uetikon ZH. Sie scherte sich um keine Normen,
sobald es um Gefühle und Sex ging – und ihr Talent, ihr Leben scheiterte an
einer unerfüllten Liebe.
Kopf ab für die Liebesheirat
Am 14. Februar feierte das Schweizer Volk Happy Valentin: Nörgler vermuten
dahinter ein Marketingkonzept von Blumenhändlern. Eine andere Geschichte
dahinter ist die von Bischof Valentin von Rom. Er hatte ein Herz für heimlich
verliebte Paare und traute sie trotz kirchlichem Verbot. Valentin beschenkte
das Brautpaar jeweils mit Blumen aus seinem Garten. Als sein Wirken aufflog,
liess ihn Kaiser Claudius II. am 14. Februar im Jahr 269 köpfen.
Poesie für unerfüllte Liebe
Die vielen Liebschaften von Johann Wolfgang Goethe beeinflussten seine
literarischen Werke. Weit über 50 verliebte er sich in eine 18-Jährige – in Wilhelmine.
Minchen jedoch ignorierte Goethes Schwärmerei: Alle romantischen Sonette liessen
sie kalt. Darum schenkte Goethe ihr 1820 einen rotgoldenen Fingerring mit
Steinen verziert – Symbole des Glaubens, der Liebe und Hoffnung. Minchen gab den
Ring demonstrativ an ihre Freundin Auguste Wittig weiter. Goethes Ring blieb
bis 1981 im Familienbesitz der Wittig. Heute ist er Teil der Sammlung des
Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich: Im Rahmen einer Sonderausstellung können
Romantiker den Ring vom 19. Mai bis 22. Oktober bewundern.
Liebe besiegt das Zölibat
Warum hat der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli das Eheverbot für
Priester aufgehoben? Der junge Priester verliebte sich in seine Nachbarin, in
die junge Witwe Anna Reinhardt. Zwingli wurde der Lateinlehrer von ihrem ältesten
Sohn – so kam man sich näher. Die heimliche Beziehung dauerte über Jahre bis
Zwingli seine Anna 1524 zum Traualtar führte. Damit war das Zölibat am Ende.
Wahre Liebe kennt keine Normen
Eine moderne Liebesgeschichte stammt von Emmanuel Macron, der
Frankreichs nächster Präsident werden könnte. Der damals 17-Jährige Schüler
hatte sich in seine Lehrerin verliebt und wollte sie heiraten. Das Liebespaar
wurde getrennt. Macron musste nach Paris ans Lycée Henri-IV wechseln und die
Lehrerin hatte schon eine Familie. Erst 2007 führte Macron seine grosse Liebe
zum Traualter. Seine Lehrerin war inzwischen geschieden, ihre Kinder erwachsen.
Zeit spielt in der Liebe keine Rolle – Macron ist heute 39, seine Frau 63 Jahre
alt – was ist schon eine normale Beziehung.
Privatsache Liebe
Ehe und Partnerschaft zwischen Norm und Realität – Swiss academies
reports Vol. 11, Nummer 1, 2016: „Beziehungen sind zunächst im eigentlichen
Sinn Privatsache“, schreibt Prof. Dr. iur. Peter Breitschmid. „Aber gerade weil
Beziehungen etwas derart Intimes, Persönliches, Privates sind, sind wir von
unseren Beziehungen so tief betroffen wie von kaum etwas.“ Beziehung verlangt
unabhängig von ihrer Rechtsform nach Stabilität – trotzdem sind Beziehungen mit
beinahe so viele Formen wie es Paare gibt nicht statisch. Das ist die grosse
Schwierigkeit zur Schaffung gesetzlicher Vorgaben – Beziehung erfordert
Rücksicht und Koordination etwa nach Art. 159 ZGB. Und! Beziehungen sind
auflösbar geworden, aber es gibt keine Delete-Taste für solche Lebensabschnitte
– daran ist auch Ingeborg Bachmann mit ihren vielen Beziehungen letztendlich
zerbrochen.
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