Dr. Franca Siegfried
Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
In der Schweiz gibt es über
alle Bildungsstufen hinweg 10'566 Bildungsinstitutionen. 89 Prozent von ihnen haben
die Verantwortung für die obligatorischen Schuljahre. 11 Prozent der Institutionen
sind für den nachobligatorischen Bereich, etwa Berufs- und Hochschulen,
zuständig. Das Bundesamt für Statistik (BFS) publizierte Ende Oktober in der Reihe „Bildung
und Wissenschaft“ neue Fakten.
Zwischen Föderalismus und Zentralismus
Hinter der BFS-Statistik steht ein vielfältiges, von unterschiedlichen,
teilweise auch gegenläufigen Interessen geprägtes Bildungssystem, welches sich in
einer Transformation befindet. Die Globalisierung der Bildung überlagert in der
Schweiz die Kraftprobe zwischen kantonalen Hoheiten und Bundeszuständigkeit. Reformprojekte,
die sich auf internationale Bildungsforschung berufen, stossen bei Lehrpersonen
und Eltern auf Widerstand. In diesem dynamischen Geschehen entwickelt sich die Steuerung
(Governance) des Bildungssystems in immer kürzer werdenden Reformzyklen. Lesenswert
sind dazu sechs Fallstudien in der neuen Publikation „Gouvernance im
Spannungsfeld des schweizerischen Bildungsföderalismus“.
Das Versprechen der
Bildung
Im nationalen Diskurs dient die Unterscheidung zwischen Berufsbildung und Allgemeinbildung, in der Regel das Gymnasium, als Ordnungsprinzip. Zunehmend wird auch die Differenz zwischen nützlichen, ökonomisch verwertbaren und zweckfreien, für das Arbeitsleben unwichtige Bildungsinhalte, thematisiert. Dass sich Bildung, die zu einem gelingenden Leben qualifiziert, nicht auf zwei Pole reduzieren lässt, ist im neuen SAGW Bulletin mit dem Dossier "Das Versprechen der Bildung" nachzulesen.
Im nationalen Diskurs dient die Unterscheidung zwischen Berufsbildung und Allgemeinbildung, in der Regel das Gymnasium, als Ordnungsprinzip. Zunehmend wird auch die Differenz zwischen nützlichen, ökonomisch verwertbaren und zweckfreien, für das Arbeitsleben unwichtige Bildungsinhalte, thematisiert. Dass sich Bildung, die zu einem gelingenden Leben qualifiziert, nicht auf zwei Pole reduzieren lässt, ist im neuen SAGW Bulletin mit dem Dossier "Das Versprechen der Bildung" nachzulesen.
Tauschhandel – Bildung gegen Arbeit
Auch Roland Reichenbach der
Universität Zürich schreibt im SAGW Bulletin über die steigenden Bildungskosten,
welche die allgemeine Erwartung an Bildung in der Politik, wie auch in der
Bevölkerung beeinflusst: Bildung wird zunehmend als Mittel zum Zweck für die Berufswelt
angesehen. Alle weiteren Aspekte, etwa Bildung als Aufklärung nach Sokrates,
Ausdruck der Kulturnatur des Menschen nach Humboldt oder als Prozess des
Erwachsenwerdens in der Entwicklungspsychologie nach Piaget, verlieren an Bedeutung.
Berufsdiplom
Zwei Drittel aller Jugendlichen
absolvieren eine berufliche Grundausbildung, dabei können sie aus 300 Lehrberufen
auswählen. Carmen Baumeler des Eidgenössischen Hochschulinstitutes für
Berufsbildung (EHB) schreibt im SAGW Bulletin über das Spannungsfeld zwischen
Lehrfirma und Ausbildung. 70 Prozent aller Lehrstellen befinden sich in Firmen
mit weniger als 50 Mitarbeitenden, davon lernen nochmals 40 Prozent in
Kleinstbetrieben mit weniger als 10 Mitarbeitenden. Die Organisation für eine standardisierte Berufsausbildung ist für alle Beteiligten eine Herkulesaufgabe.
Private und staatliche Bildungsakteure
„Die
Firmen leisten zweifelsohne einen grossen Beitrag zur Integration der
Jugendlichen“, schreibt Carmen Baumeler im SAGW Bulletin. Zwei Drittel der
Berufsschulen sind von der öffentlichen Hand finanziert, die restlichen Kosten
gehen zu Lasten der Privatwirtschaft – diese Realität lässt sich aus der BFS-Statistik ebenfalls nicht ablesen.
-->
Kommentare