Wissenschaftsbarometer 2016

Dr. Franca Siegfried
Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften

Was denkt die Schweizer Bevölkerung über Wissenschaft? Wo informiert sie sich über Forschung? Wie oft liest sie darüber im Internet? Mit dem Wissenschaftsbarometer haben Mike Schäfer (Universität Zürich) und Julia Metag (Universität Freiburg) ein einfaches Instrument für eine Momentaufnahme geschaffen: Alle drei Jahre werden sie in der Schweiz den „Luftdruck für die Wissenschaft“ messen.

Zwischen Wissen und Nichtwissen
Der Soziologe Georg Simmel erklärte, dass Vertrauen ein mittlerer Zustand zwischen Nichtwissen und Wissen sei. Seine Gedanken passen zum neuen Wissenschaftsbarometer: So vertraut gut die Hälfte der Schweizer Bevölkerung der Wissenschaft, dabei geniessen Universitäten ein grösseres Grundvertrauen als etwa Forschungsbetriebe der Wirtschaft. Zumal 73 Prozent der SchweizerInnen von der Forschung keinen unmittelbaren Nutzen für die Gesellschaft erwarten.
Wissensquellen
Wer sich über Forschung informieren will, der liest Zeitung. Das Internet als Informationsplattform steht auf Platz zwei – Fernsehen bekommt von den 1051 Befragten Rang drei. Erstaunlich ist, dass das Radio Nummer vier ist, obwohl die Glaubwürdigkeit bei der Bevölkerung beim Radio höher ist als bei der Presse. Fakt ist, dass Wissensmagazine als Informationsquelle auf dem letzten Platz landen. Woran das liegt, das hat der Wissenschaftsbarometer nicht evaluiert – eine Folgestudie wäre wünschenswert. 
Enzyklopädie der freien Inhalte
Das Internet ist ein Fundus an Wissen, die Digitalisierung im Sinne von Open Access auf gutem Weg. Wikipedia steht auf der Beliebtheitsliste ganz oben, obwohl die Forscher selber kaum Wikipedia zitieren. Webseiten sind im Wissenschaftsbarometer auf Platz zwei gesetzt. Nummer drei sind Video-Plattform YouTube, Facebook und Blog. 
Agenda Setting
Bei der Abfrage von bekannten Forschungsgebieten dominieren Medizin, Energie bzw. Naturwissenschaften. Diese Bereiche sind auch die Favoriten beim Agenda Setting der Qualitäts- wie auch Boulevardmedien.
Das Selbstverständliche
Alle Befragten bestätigen, dass sie über Wissenschaft und Forschung im Familienkreis, mit Freunden und Bekannten diskutieren: Dazu gehören wohl auch Lebensfragen, über das Altwerden, über ihre Renten, alles zu Politik, Familien, Bildung – mit der Sprachenvielfalt unseres Landes lässt sich darüber in mehreren Sprachen debattieren. Dies beweist die hohe Relevanz der Geistes- und Sozialwissenschaften in der Gesellschaft. Darum kann man im Wissenschaftsbarometer von 2019 auf eine Zusatzfrage hoffen: Welche Bereiche der Geistes- und Sozialwissenschaft sind Ihnen vertraut?


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