Dr. Franca Siegfried
Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
„Die
Schweizer Bevölkerung ist zufrieden mit ihrem Leben, positive Gefühle
überwiegen und die grosse Mehrheit empfindet ihr Leben als sinnvoll und
selbstbestimmt“ (Sozialbericht 2016, Ausgewählte Resultate: 1). Im Sozialbericht 2016 haben
das Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften FORS mit der Unterstützung
des Schweizerischen Nationalfonds das Wohlbefinden der Bevölkerung
dokumentiert.
Was bedeutet Wohlbefinden
Wie
zufrieden sind wir mit dem Leben, mit unserer finanziellen, sozialen und
persönlichen Situation? Erachten wir unser Leben wirklich als sinnvoll,
nützlich, erfüllt und selbstbestimmt? Die WHO etwa definiert sogar Gesundheit
als einen Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen
Wohlbefindens. Das individuelle Wohlbefinden einer Bevölkerung in einem
Sozialbericht auf einen Nenner zu bringen ist eine Mammutaufgabe schlechthin,
bei der auch Schwierigkeiten bei der Auswertung und Interpretation auftreten
können.
Wohlbefinden liegt in der Beziehung
„Die
überwiegende Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer lebt in einer
Partnerschaft. Menschen in einer Partnerbeziehung sind tendenziell zufriedener,
erleben mehr Freude und sind weniger traurig“ (Sozialbericht 2016, Ausgewählte Resultate:
3). FORS stellt sich mit dieser Aussage bewusst auch dem Problem der
Kausalität: Leben zufriedene Menschen eher in einer Beziehung oder macht
generell eine Beziehung zufrieden? Zwei gemeinsame auftretende Phänomene werden
kausal miteinander verknüpft, obwohl es keinen Beweis für eine Kausalität
zwischen den beiden Phänomenen gibt. Die Korrelation, das miteinander Auftreten
zweier Phänomene, bedeutet in diesem Fall noch keine Kausalität.
Wohlbefinden endet nach der
Trennung
Betrachtet
man jedoch das subjektive Wohlbefinden nach Zivilstand, so haben Verheiratete
ein deutlich höheres als Geschiedene und Verwitwete. Das weitaus tiefste
Wohlbefinden haben jedoch getrennte Frauen und Männer. Unsicherheit und
emotionaler Stress während der Übergangszeit beeinträchtigen das Wohlbefinden
am stärksten.
Wohlbefinden beginnt mit der
Vorfreude
Unbestritten
und ohne Scheinkausalität ist das Lebensereignis Heiraten, welches das
subjektive Wohlbefinden bereits bei den Vorbereitungen erhöht. Dieser Effekt
flacht jedoch nach dem Ja-Wort wieder ab.
Zum Thema
Publikation: Claudine Burton-Jeangros, Trajectoires de santé, inégalités sociales et parcours de vie. Swiss Academies Communications 11 (8), SAGW, 2016.
Workshopreihe: Lebensqualität definieren, messen und fördern
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