Beitrag von Sabine Eggmann, Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde
„Ein Glücksfall von einem Dokumentarfilm“ schreibt die NZZ
in ihrer Replik auf den Film „Neuland“ von Anna Thommen. Darin wird gezeigt,
wie eine Gruppe Jugendlicher – alle nicht in der Schweiz aufgewachsen –
versucht, in der Schweiz neu Fuss zu fassen. Sie kommen aus Gegenden, wo sich
ihnen keine Perspektive bietet, von wo sie flüchten mussten. Viele haben
traumatische Erlebnisse hinter sich, einige vermissen ihre bisherige Umgebung,
ihre Familien und Freunde, die Gefühle sind oft ambivalent. In dieser Situation
erhalten sie Starthilfe von Seiten der Integrationsschulde beider Basel, die
ihnen mit diversen „Brückenangeboten“ zur Seite stehen will.
Der pragmatische und realitätsnahe Lehrer ist unermüdlich in
seinem Bemühen, seinen Schülerinnen und Schülern Vertrauen in die Zukunft zu
geben. Er versucht mit den Neuankömmlingen zwei Jahre lang, die sprachlichen Grundlagen
zu legen, den Anforderungen des schweizerischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkts
nachzukommen, je eigene Zukunftsvisionen zu entwickeln und für alle eine Lehr-
und Arbeitsstelle zu finden. Die
eigenen Handlungsspielräume zu erkennen und möglichst immer wieder zu
erweitern, zeigt sich dabei als Herausforderung für die dargestellten
Jugendlichen, die auch die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst gut nachvollziehen
können: sie alle leben in einer Gesellschaft, die die oft paradoxe Forderung
stellt, gleichzeitig flexibel, dynamisch und international vernetzt sowie mit
dem schweizerischen Lokalkolorit vertraut und mit einem spezifischen Ort
verbunden zu sein.
Der Film zeigt
sehr feinfühlig und deutlich, wie fragil diese Verortungsversuche sind.
Manchmal – oder sogar oft – gelingen sie, manchmal auch nicht. Um den (neuen)
Platz im Leben muss immer wieder gerungen werden, die Schweiz wird immer wieder
mal zur Utopie...
Die Filmvorführung gibt die Gelegenheit, sich mit den
aufgeworfenen Fragen auseinanderzusetzen sowie diese direkt mit der
Filmemacherin zu diskutieren. Im Anschluss findet ein Apéro statt.
„Utopie Schweiz“, Filmvorführung „Neuland“ mit anschliessender
Diskussion mit der Filmemacherin Anna Thommen, geführt von Dr. Silke Andris,
12.4.2016, 18.30 h, Kult.Kino Atelier, Theaterstrasse 7, 4051 Basel.
Organisiert und durchgeführt im Rahmen der
SAGW-Veranstaltungsreihe „La suisse existe – la suisse n’existe pas“ von der
Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde und der Sektion Basel der
Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde.
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