Beitrag von Günter Pfeiffer, Universität Basel
Im Vorfeld der Tagung «Arbeit im Lebensverlauf»
am 13. November 2014
Auf den ersten Blick stellen sich die
Arbeitsmarktchancen der über 50-Jährigen in der Schweiz gut dar. Wir sehen eine
im Vergleich zu anderen OECD-Ländern hohe Erwerbsquote Älterer. Die
Arbeitslosenquote der über 50-Jährigen betrug im August 2014 2.6% und liegt damit
leicht unter dem Durchschnitt aller Erwerbslosen in Höhe von 3.0%. Aber 40% der
Langzeitarbeitslosen sind über 50 Jahre alt und überdurchschnittlich viele
Stellensuchende über 50 Jahren werden ausgesteuert. Durchschnittlich finden
Arbeitsuchende innerhalb von sechs Monaten eine neue Stelle, über 50-Jährige
erst nach 12 Monaten. Ältere Mitarbeitende haben kein Problem, solange sie
angestellt sind; die Probleme beginnen wenn sie arbeitslos werden.
Gleichzeitig steigen die Lebenserwartung und
das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen weiter. Unsere Kinder haben eine
Lebenserwartung von 100 Jahren, ihr Pensionsalter wird bei 85 Jahren liegen.
2020 werden wir uns mit dem Arbeitsmarkt 65plus auseinandersetzen, während die
Beschäftigung der 50 bis 60-Jährigen zum selbstverständlichen Arbeitsalltag
gehört, da ihr Potenzial dazu beigetragen haben wird, die Fachkräftelücke zu
schliessen.
Diese Entwicklung erfolgt nicht automatisch.
Wichtige Voraussetzungen liegen in unseren persönlichen Einstellungen als
Arbeitnehmende und Unternehmer. Beispielhaft versucht der Kanton Aargau den
hergebrachten Altersbildern mit der Kampagne „Die Qualifikation zählt, nicht
das Alter“ zu begegnen. Er spricht damit beide Marktseiten an.
Ältere Stellensuchende sind erfolgreicher,
wenn sie ihre Stärken betonen
und gegebenenfalls Vorurteile gegenüber älteren Stellensuchenden
benennen und entkräften. Für alle Mitarbeitenden jeden Alters ist in einer Welt
rascher Veränderungen und zunehmender Unsicherheit entscheidend, die Lernfähigkeit und
Neugier zu bewahren. Nicht alles funktioniert im neuen Unternehmen so wie im alten. In
anderen Märkten, mit anderer Produktionstechnik und -prozessen, anderer Unternehmenskultur
sind bewährte Konzepte nicht einfach übertragbar.
Unternehmen sind erfolgreicher, wenn sie das Potenzial
älterer Mitarbeitenden nutzen. Altersgemischte Teams weisen eine höhere Produktivität
und Innovationskraft auf. Kostensenkend
wirkt beispielsweise, dass Ältere weniger oft die Stelle wechseln. Jeder Entscheidungsträger
im Unternehmen ist heute in dieser Position, weil früher jemand eine riskante
Einstellungsentscheidung getroffen und dabei Vorurteile überwunden hat, z.B.
das Klischee, dass Jüngere ihre Zukunft, Ältere ihre Vergangenheit verkaufen.
Kommentare
das wird ja immer mehr ein Thema werden, dass ältere Stellensucher Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt erfahren sollten, speziell auch in Hinblich auf deren enorme Erfahrung.
Alexander von 50plus.ch