Nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen – sozial- und geisteswissenschaftliche Forschungslandschaft der universitären Hochschulen der Schweiz
Fazit der SAGW, von Manuela Cimeli
Die Bestandesaufnahme von Franziska Schmid und Michael
Stauffacher zeigt, dass einzelne sozialwissenschaftliche Bereiche in der
Schweiz durchaus Forschung zu Nachhaltiger Ressourcenverwendung betreiben,
dabei jedoch schlecht institutionalisiert sind. Mit der ETH und dem Graduate
Institute besitzt die Schweiz zwei Zentren, in denen ein
sozialwissenschaftlicher Ansatz angewandt wird, um Themen wie Nachhaltigkeit
oder Ressourcenfragen zu untersuchen. Die Bestandesaufnahme zeigt jedoch, dass
in den meisten Fällen einzelne ForscherInnen zu unterschiedlichen
Fragestellungen unterwegs sind und selten gut organisierte Gruppen einen
Forschungsaspekt aus verschiedenen Perspektiven untersuchen.
Es sind auch nicht die sozialwissenschaftlichen Kernfächer,
welche sich der Nachhaltigkeitsfrage annehmen. Vielmehr sind Fächer an den
Schnittstellen aktiv, welche naturgemäss transdisziplinär arbeiten (z.B.
Geographie, Ökonomie, Politikwissenschaft). Hauptsächlich nimmt sich die sozialwissenschaftliche
Forschung der Thematiken zu ressourceninduzierten Konflikten und einzelner
Gebiete der Nachhaltigkeitsforschung an, in Bezug auf die Bereiche Lebensstil-
und Suffizienzforschung sind jedoch klar Defizite vorhanden.
Michael Stauffacher identifiziert einen der Gründe dieser
Absenz der sozialwissenschaftlichen Forschung im «dominanten Selbstverständnis
vieler Sozial- und GeisteswissenschaftlerInnen als primär
reflektierend-kritische BeobachterIn gesellschaftlicher Zusammenhänge»
(Bulletin SAGW 4/2012). Stauffacher fordert die Sozial- und
GeisteswissenschaftlerInnen dringend auf, sich verstärkt aktiv in die problemorientierte
Forschung zur nachhaltigen Ressourcenverwendung einzubringen. Nur dies verhindere,
so Stauffacher, dass die Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen weiterhin eine
Randposition in Bezug auf wichtige gesellschaftliche Fragestellungen einnehmen,
zu denen sie durchaus etwas beitragen könnten. Ein koordiniertes, Disziplinen-
und Institutionen-übergeordnetes Forschungsprogramm könnte dabei eine
entscheidende Rolle spielen.
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