Ein Beitrag von Dr. Beat Immenhauser, SAGW
Der digitale Wandel und mit ihm die Digital
Humanities (DH) sind auch in der Schweiz angekommen. Zu diesem Schluss könnte
man kommen, wenn man sich die zahlreichen Meldungen zu diesem Thema, die
hierzulande unter dem „DH-Label“ figurieren, vor Augen führt. Da ist etwa von Digitalisierungen
historischer Ressourcen, von der Umbenennung eines Instituts, von einer Summer School oder weiteren Veranstaltungen die
Rede. Gegenwärtig hat sehr Vieles Platz unter diesem Label, und das ist auch
gut so. Dabei spürt man eine grosse Lust vor allem in der jüngeren Generation
der Forschenden, digital vorliegendes Quellenmaterial zu nutzen und dabei
geeignete digitale Werkzeuge zu verwenden. Führt dies zum „digital turn“ in den
Geisteswissenschaften, der die linguistischen und kulturwissenschaftlichen Paradigmenwechsel
des 20. Jahrhunderts ablöst? Es wäre verfrüht, diese Frage mit Ja oder Nein zu
beantworten. Allein schon der Medienwechsel, also die digitale Verfügbarkeit von
Quellen, wird nicht ohne Folgen auf die Geisteswissenschaften bleiben. Damit
sich jedoch ein theoretischer Wandel auf breiter Form einstellen wird, müssten
konsequent informatikgestützte Methoden zur Bearbeitung von Fragen eingesetzt
werden, die auf „herkömmliche“ Weise nicht zu erörtern sind. Solche Ansätze
lassen sich an den institutionellen Kristallisationspunkten der DH in der
Schweiz in der Tat schon beobachten, auch wenn die Formalisierung der
Ausbildung etwa in Form eines Studiengangs noch in den Anfängen steckt.
Noch ist die ganze Bandbreite möglicher
Forschungsfragen, die sich im Zusammenhang mit den DH stellen, in der
geisteswissenschaftlichen Fachgemeinschaft nicht breit verankert. Die SAGW
bietet deshalb im Rahmen ihrer Herbsttagung zum Thema Digital Humanities: Neue
Herausforderungen für den Forschungsplatz Schweiz (Bern, 28./29.
November 2013) Forschenden Gelegenheit, ihre DH-Projekte der Fachgemeinschaft
zu präsentieren. Der Call for Papers ist angelaufen
und dauert bis am 26. April 2013.
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