Auf der Suche nach Qualität und Leistung

Dr. Franca Siegfried
Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
Der Bundesrat publizierte am 16. November 2016 den Bericht „Evaluation der Leistungsfähigkeit des Schweizer Forschungs- und Innovationssystems“. Damit ist das Postulat von Nationalrat Jean-François Steiert erfüllt.

Was kostet, wird evaluiert
Qualitäts- und Leistungsmessungen gehören zum Instrumentarium unserer Leistungsgesellschaft – davon sind auch Wissenschaften betroffen. In den nächsten vier Jahren unterstützt allein der Bund Bildung und Forschung mit 26,4 Milliarden Franken.

Wie wird die Leistung der Forschung evaluiert?
Welche Indikatoren sind massgebend: Etwa die Anzahl Publikationen pro Forschende? Oder wie steht es mit dem Impact der Publikationen, wie häufig werden sie zitiert? Im Impact-Ranking stehen gemäss dem neuen Bericht die Bereiche Technische- und Ingenieurwissenschaften, Informatik, Physik, Chemie und Erdwissenschaften auf den oberen Rängen. Die Zitationsrate von Publikationen aus Geisteswissenschaften und Kunst liegt im internationalen Vergleich tief. Darum protokolliert der Bericht vom 16. November bei den Geisteswissenschaften: „Handlungsbedarf“. Die Stärke des Berichtes ist eine Komplexitätsreduktion des Schweizer Forschungssystems mit dem Ziel, die Machbarkeit der Arithmetik oder alle Investitionen hochschulpolitisch zu rechtfertigen.

Milchbüchleinrechnung
Zudem illustriert dieses Beispiel, wie messbare Indikatoren bei Evaluationen oft im Vordergrund stehen. Misst der Output von Publikationen die Leistung eines Forschenden? Warum ist der Inhalt der Publikation kein Indikator von Qualität? Was sagt uns die Zitierhäufigkeit?...

Swissness
Um der Vielschichtigkeit der Evaluationsgebiete gerecht zu werden, beschäftigten sich seit Jahren Geistes- wie auch Sozialwissenschafter mit der Frage, was gute Forschung ausmacht: „Swiss Way to Research Quality“. Im November haben Forschende in Bern weitere Erkenntnisse präsentiert. Zum aktuellen Diskurs hat auch Marlene Iseli, SAGW, mit dem Synthesebericht über Qualitäts- und Leistungsbeurteilung beigetragen.

Ein Manifest zur Forschungsevaluation
Im Rahmen des Projektes «Performances de la recherche en sciences humaines et sociales» entwarfen Wissenschafter ein Manifest mit insgesamt zehn Geboten: 
http://prshs.blogspot.ch/

Die zehn Gebote
Gefordert sind partizipative, multidimensionale, transparente und auf die Qualität zielende Evaluationsprozesse. Wie zum Beispiel: 1. Bottom-up approach – von unten nach oben – Wissenschafter bestimmen gemeinsam Evaluationsverfahren für valide Daten. 3. Zur Evaluation gehört volle Transparenz, beispielsweise normative Vorgaben der jeweiligen Disziplin.
7. Qualität vor Quantität – der Druck für Output darf Forschungsergebnisse nicht beeinflussen. Das 10. Gebot verlangt nach Evaluationsverfahren, welche der Vielfalt der Forschung und ihren Disziplinen gerecht werden.

Eine internationale Suche
Die Suche nach Qualität und Leistung ist nicht beendet! Soeben haben Schweizer Autoren ein Buch mit europäischen Beiträgen publiziert: «Research Assessment in the Humanities Towards Criteria and Procedures». An der Buchpräsentation am 15. Dezember werden Wissenschafter im CHESS-Talk an der Universität Zürich weiter über Output, Impact und Forschungsprozesse debattieren.
http://www.chess.uzh.ch/dam/jcr:27ce1e70-b404-4010-86a4-031933926074/2016_CHESS_talk_Buchpr%C3%A4sentation_15.12.16.pdf






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