News-Armut 2016


Dr. Franca Siegfried
Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
Dieses Jahr hat sich das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich im Jahrbuch „Qualität der Medien“ mit dem Phänomen der News-Deprivation und dem Vertrauen in die Medien befasst: Wie, wie oft, warum und womit die Schweizer Bevölkerung in die Welt schaut... https://www.foeg.uzh.ch/de/jahrbuch.html

Die AhnungslosenProfessionell aufbereitete News in Informationsmedien interessiert zwei Drittel der Bevölkerung. Bereits ein Drittel, besonders junge Erwachsene, informieren sich nur noch über Facebook, WhatsApp oder Twitter und misstrauen dem Mediensystem. In der Studie wird dieser Drittel der Bevölkerung als „News-Deprivierte“ kategorisiert. Fög beschreibt in der Studie auch, wie sich News-Armut beheben lässt: Regelmässig traditionelle Informationsmedien konsumieren – damit wächst das Vertrauen der Mediennutzer in das Mediensystem. Und die gute News für den Service Public: Mehr Vertrauen in die Medien bedeutet, dass NutzerInnen bereit sind, für Inhalte zu bezahlen.
Sündenbock Social Media
Sind die Social Media schuld an dem Misstrauen und an der News-Armut junger Erwachsener? Kaum. Junge Erwachsene wurden einerseits mit Gratismedien von Schweizer Verlagshäusern sozialisiert, andererseits zeigt ihre Skepsis, wie differenziert diese Generation mit Informationen umgehen kann.
News-Schwund
An einer News-Armut könnten schon bald Studierende der Universität Zürich leiden. Die ETH plant, dass sie der Zeitung Zürcher-Student (ZS) keine Adressen mehr von ETH-Studierenden geben will. Mit dieser Massnahme würden sich Auflage und Werbeeinnahmen der ZS massiv verkleinern, zumal die Produktion der Zeitung mit Werbeeinnahmen finanziert wird: Wie schon Karl Marx zu sagen pflegte, die erste Freiheit der Presse bestehe darin, kein Gewerbe zu sein...
http://zs-online.ch/zs-droht-eth-adressen-zu-verlieren/
Dr. Radiopirat
Das Mediensystem ist von seinem Ursprung her immer von Innovationen abhängig. Vor 37 Jahren etwa hat Roger Schawinski einen privaten Radiosender „Radio 24“ für den Raum Zürich aufgeschaltet. Er agierte von Italien aus und mobilisierte mit seinem Sender eine Generation, die damals am Radio klebte und Schawinski, zum Ärger aller Lehrer, Eltern und Politiker, als Radiopirat feierten. Im November 2016 wurde Roger Schawinski am dies academicus von der Universität Fribourg mit einem Ehrendoktor ausgezeichnet.
Die Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hat sein Engagement für die Gründung privater Radiosender in der Schweiz, die Medienvielfalt, unabhängigen Journalismus und das Recht auf Informationsfreiheit belohnt. Nebenbei: Vor 37 Jahren gab es noch keine News-Deprivierte.
http://www.unifr.ch/dcm/uploads/file/downloads/DCM50_Medienmitteilung_Ehrendoktor.pdf

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