Dr. Franca Siegfried
Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften
Das Image der Mehrsprachigkeit in der Schweiz kommt nicht von ungefähr. Zumal unsere
Viersprachigkeit in der Schweizer Bundesverfassung verankert ist. Ein guter
Grund regelmässig zu erfassen, welche Sprachen im Alltag gesprochenen werden.
Soeben hat das Bundesamt für Statistik BFS die neusten Ergebnisse der Studie „Sprachliche Praktiken“ publiziert.
Unser Sprachenreichtum
Zwei Drittel
der Schweizer Bevölkerung sprechen, hören oder lesen mindestens einmal pro
Woche eine zweite Sprache.
Sprachenlandschaft
Besonders Schweizer
Dialekte sind in ihren angestammten Regionen gut in den Alltag integriert: So sprechen
etwa 87 Prozent der Deutschschweizer mindestens einmal pro Woche Schweizerdeutsch
und 32 Prozent der Tessiner pflegen ihren Dialekt. Aber auch 77 Prozent unterhalten
sich in gewissen Tälern im Kanton Graubünden auf Rätoromanisch.
Mehr Sprachfertigkeit
Heute gehören
die rund 40'000 Rätoromanen zur Spitze der Mehrsprachigkeit des Landes: 90
Prozent von ihnen sprechen regelmässig Schweizerdeutsch und Deutsch. Ein Drittel
kann sich gut in Italienisch und Englisch verständigen. Allerdings sprechen nur
9 Prozent der Rätoromanen Französisch.
Vergessene Sprachtalente
Die neue Studie bekam am 5. Oktober auch Sendezeit in der Tagesschau von SRF. Nur hat die Redaktion mit keinem Wort die Rätoromanen erwähnt. „Die Tagesschau ist angesichts der knappen Zeit jeweils gezwungen zu fokussieren“, entschuldigte sich danach SRF. Der Fokus liegt wohl nicht mehr auf der vierten Landessprache. Auch die ETH Zürich stellt die Mitfinanzierung des Studienfachs Rätoromanisch an der Universität Zürich Ende 2018 ein. Wer wird für die fehlenden 100'000 Franken die Kasse öffnen?
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